… und die Welt liebt dieses Buch.
Das sogenannte Buch der Bücher ist unbestritten ein gewaltiges Werk. Viele Autoren waren an ihrer Entstehung beteiligt. Die Bibel ist spannend zu lesen und zeigt auch dem Ungläubigen die wahre mit Schuld besudelte und unbelehrbare Natur des Menschen, mehr aber auch nicht. Und weil der feste Glaube an Gᴏᴛᴛ schließlich das einzige ist, was zählt, kann deshalb für mich die Bibel, selbst wenn Teile davon wahr sind, nicht im Geringsten als Grundlage eines Glaubens an Gᴏᴛᴛ dienen.
Der Christ sieht in der Bibel ein Werk, dessen hundertprozentiger Wahrheitsgehalt sich daraus ergibt, dass irgendwelche Leute festgestellt und damit quasi in Stein gemeißelt haben, es wären alle Worte in den Schriften des Alten Testaments und des Neuen Testaments von Gᴏᴛᴛ eingegeben und somit selbstverständlich auf ewig wahr. Natürlich sind da Fragen völlig überflüssig oder gar eine Todsünde. Wer wagt schon, „Gᴏᴛᴛᴇs eingegebenes Wort“ in Zweifel zu ziehen, obwohl es doch nur Menschen waren, die sich nach deren persönlichen Eingebungen geäußert haben. Ja, viele Menschen haben Eingebungen, ob das allerdings Gᴏᴛᴛᴇs Worte sind, kann niemand mit Sicherheit sagen und sollte wohl eher bezweifelt werden. Der Mensch behauptet sowieso sehr gern sehr viel, ohne auch nur einen einzigen Nachweis dafür erbringen zu können.
Ursprünge der Bibel
Die Bibel besteht aus Büchern, die in den Originalfassungen nicht mehr vorhanden sind. Was wirklich noch an Skripten und Aufzeichnungen existiert, die unter Umständen ein etwas anderes Licht auf verschiedene Themen der Religionen werfen könnten, kann nicht gesagt werden. Was wir aber wissen, ist, dass die ältesten Schriften im 8. Jh. v. Chr. verfasst wurden, weil die Schrift, oder was man als Schrift bis dahin bezeichnen konnte, keine komplexen Texte zuließ. Alles, was sich auf die Zeit vor dem 8. Jh. v. Chr. bezieht, entspringt Erinnerungen.
Erzählungen können Geschichte nicht widerspiegeln
Jeder von uns weiß, dass Details unserer Erinnerung sehr schnell verblassen und eigene Gedanken, mitunter Wunschgedanken, sie immer weiter verwässert. Wenn wir dann darauf zu sprechen kommen, was vor zweihundert, fünfhundert oder tausend Jahren geschah und es keine schriftlichen Aufzeichnungen dazu gibt, sind diese Aussagen wohl eher zu nichts mehr zu gebrauchen.
Die Übersetzer sind ein maßgebliches Risiko für inhaltliche Wahrheit
Darüber hinaus sind vorliegende Schriftstücke ausschließlich Kopien und der Inhalt damit überhaupt nicht als Nachweis für Originalität nutzbar. Die vielen Autoren der einzelnen Texte des Alten Testaments, die aus den beiden ehemaligen Königreichen Israel und Judäa und später dem vereinten Königreich Israel stammten, sind, wenn überhaupt, nur vage bekannt. Auch die Autoren der Texte des Neuen Testaments können nur vermutet werden. Vermutungen helfen aber prinzipiell nicht, wenn es darum geht, aus Schriften auch nur ansatzweise eine Erkenntnis zu gewinnen, die darüber hinausgeht, was die Verfasser mit dem Schreiben der Texte aussagen wollten.
Ein weiteres und überaus großes Problem liegt in der Charakteristik von Übersetzungen an sich. Diese werden natürlich wieder von Menschenhand angefertigt. Selbstverständlich fließen bei jeder Übersetzung sprachliche Besonderheiten, lokale Redewendungen, regionale Kultur, gelebte Tradition, persönliche Betrachtungsweisen, eigene oder andere theologische Lehrmeinungen inklusive des eigenen Glaubens mit in die Übersetzung auch von unter Umständen bereits zuvor übersetztem ein. Hat Jesus jemals auf die Bibel im Allgemeinen und speziell in der jetzigen Form hingewiesen? Nein! So hat Jesus als Jude zwar auf einzelne Schriften verwiesen, in welchem Umfang und in welchem Kontext diese zueinanderstanden, war allerdings vollkommen nebensächlich, ging es ihm doch immer nur um seinen Vᴀᴛᴇʀ.
Es kann doch nicht allzu viel wert sein, was heute als Kopie von Kopien lediglich in Bruchstücken vorliegt! Wie kann aus solch einer „Zettelwirtschaft“ ungeklärter Herkunft und voll von Vermutungen eine Basis für das Verständnis des damit anzuzweifelnden Wortes Gᴏᴛᴛᴇs entstehen? Es ist schier unmöglich!
Erschwerend kommen auch damals schon Rituale, Traditionen, Wünsche, Ängste, Hoffnungen und Hoffnungsträger hinzu. Kaum welche von denen wiesen in deren Ursprungsformen untereinander Zusammenhänge auf, weshalb sie als in relativ großem Umfang als Fantasieprodukte bezeichnet werden können.
Die Anmaßung in den Schriften
Die Drohung in der „Offenbarung“ als abschließende Schrift der Bibel ist ein bemerkenswert starkes Stück. Soll doch jeder, der diesem Buch etwas hinzufügt oder etwas davon weglässt, von den in dieser Schrift beschriebenen Plagen heimgesucht und dessen Anteil am Baum des Lebens weggenommen werden. O welch ein Unsinn, kann doch die Offenbarung keinesfalls als eine alleinstehende Schrift, ja schlimmer noch, mit gerade einmal zwei kurzen Absätzen darin der Wächter über wirklich alles Geschriebene des Alten Testaments inklusive der Apokryphen und des Neuen Testaments, und damit der gesamten Bibel sein. Und das gut achthundert Jahre nach den ersten geschriebenen Texten des Alten Testaments. Diese abschließende Drohung gibt dem angeblich einzigen Weg zum Heil Gottes, der Bibel, den Rest.
Jesus sagt ohne jegliche Drohung „Kehr um zu Gᴏᴛᴛ!“ und stellt damit lediglich ermahnend fest, dass der Mensch ohne Umkehr nicht zu Gᴏᴛᴛ kommt. Bedarf es da weiterer Drohungen? Selbstverständlich nicht!
Der Abschluss der Bibel mit der Offenbarung ist für ein geistliches Vorankommen nicht nur unnütz, sondern vollkommen schädlich, denn Umkehr findet unter Druck erst recht nicht statt. Drohungen erwecken Angst und Angst verengt den Geist. Ein verengter Geist ist nicht mehr offen für Erkenntnis zu Gᴏᴛᴛ hin. Der Mensch erhält einen Tunnelblick, durch den er nur noch das sieht, was ihm vorgesetzt wird. Neue Fragen existieren nicht und die Antworten auf alte Fragen ergeben sich weiterhin lediglich aus der Bibel selbst … wenn überhaupt. Die meisten Christen fragen sowieso nur so lange, bis sie mit der angeblichen Verheißung des Himmelreiches für sie selbst die einzig befriedigende Antwort erhalten haben und daran festhalten. Und das Gegenteil, die allwöchentliche Beweihräucherung während der Predigt, ist nicht minder kontraproduktiv, lässt sie doch den Gläubigen in seinem Glauben durch den siebten Geisteshimmel schweben. Und daran sollte man doch wirklich nichts ändern, oder?
Vor diesem Hintergrund: die Unerklärlichkeit der meisten Weissagungen
Es gibt Aussagen zum göttlichen Ursprung der Wortlaute Gᴏᴛᴛᴇs auch im Alten Testament. Der Mensch neigt für den Fall, dass etwas so zu sein hat wie gesagt, auf Quellen zurückzugreifen, deren Ursprünglichkeit nicht nachgewiesen werden kann und bei entsprechender Argumentation nicht nachgewiesen werden muss – sprich, man stellt Behauptungen auf, die natürlich nicht widerlegt werden können: „Gᴏᴛᴛ sagte mir“, „ein Bild ist erschienen“, „im Traum nahm ich wahr“. Nicht, dass solche Bilder nicht erschienen sein könnten, doch was beweist das? Nachgewiesenermaßen hat man seit Urzeiten speziell zu religiösen Anlässen berauschende Substanzen zu sich genommen. Gᴏᴛᴛ lässt sich in Trance scheinbar besser feiern. Aber was soll man dann von Visionen oder Prophezeiungen halten? Auch heute greift man sehr gern auf emotionsgeladene, teils okkulte Praktiken bei der Anbetung eines Gottes zurück, was sich in Zungenrede, Spontanheilungen und anderer meist übersinnlicher Erfahrungen äußern soll. Ja natürlich, der Mensch ist, wie er stets betont, schon zu Lebenszeiten ein Gott. Doch was daran ist glaubwürdig? Etwa dass Petrus ein Stück auf dem Wasser gelaufen sein soll, die Jünger Krankheiten geheilt haben sollen oder sie plötzlich alle Sprachen dieser Erde sprachen?
Die Bibel muss der Wissenschaft standhalten, nicht umgekehrt!
Wir leben heute in einer doch recht fortschrittlichen Zeit. Jeder vertraut in seinem täglichen Leben der Wissenschaft, auch wenn es um die jüngere oder ältere Geschichte des Menschen geht. Die Archäologie wurde dafür geschaffen und gilt zu Recht als eine anerkannte Wissenschaft. Nichts ist beweiskräftiger als Funde aus dieser oder jener Zeit, an diesem oder jenem Ort. Es kann so bald eine Geschichte darüber erzählt werden, wie etwas war, wie Menschen lebten oder eben auch nicht. Das ist wunderbar und eröffnet uns den wahren Blick auf die Zeit von vor drei-, zehn-, hundert- oder fünfhunderttausend Jahren bis auf – man höre und staune – je nach Untersuchungsmethode einhundert oder sogar nur dreißig Jahre genau. So kann man nachvollziehen, was wirklich los war, ob es den Exodus überhaupt gegeben haben konnte, ob Abraham in Kanaan ankam, was es mit David und seinem Sohn Salomo auf sich hat, ob die Juden wirklich kein Schweinefleisch aßen und ob es und wie lange bzw. seit wann es eine einheitliche Religion (bestenfalls das Judentum) in der Gegend Vorderasiens und Nordafrikas gab. Ich möchte das hier nicht weiter ausdehnen, aber es ist faszinierend, was die moderne Archäologie mit Hilfe wissenschaftlicher Methoden schon heute darüber herausgefunden hat.
Das Sich-Winden der religiösen Gralshüter
Da das inzwischen bis in die Kreise bekannter Theologen vorgedrungen ist, werden die Erklärungen immer verworrener. Ein deutscher Theologieprofessor schrieb tatsächlich in einem Artikel, dass gerade die Pluralität des Alten Testaments die Autorität des Alten Testaments begründet. Man muss sich das einmal verdeutlichen: gerade weil das Alte Testament widersprüchlich ist, ist das Alte Testament wahr. Dazu fällt mir nichts mehr ein.
Das Neue Testament ist nicht minder seltsam. Ganz eifrige Hobby-Bibelforscher finden doch tatsächlich noch Zusammenhänge in den widersprüchlichsten Aussagen der Evangelien. Oder schauen wir auf die Lehrbriefe oder die Apostelgeschichte. Da werden Autoren einfach festgelegt, da werden geistige Dinge mit weltlichem Unsinn vermischt, da wird um die Ecke gedacht und gedreht und festgestellt. Auch ich war anfänglich darüber erstaunt, wie durch diese Menschen Zusammenhänge herausgearbeitet werden können. Oder war bei denen der heilige Geist besonders fleißig, so wie es sich die allermeisten Christen erhoffen, die Bibel quasi erklärt zu bekommen? Letztendlich gab es auch bei diesen Personen natürliche Grenzen der Erklärbarkeit, sodass wichtige Fragen nicht erörtert, geschweige denn durch sie beantwortet werden können.
Wenn man sich vorstellt, dass es Theologen eines angeblich gemeinsamen Glaubens gibt, die allein über die Offenbarung Bücher mit einem Umfang von sage und schreibe 800 und mehr Seiten verfassten, und dann tatsächlich zu widersprüchlichen Ergebnissen gelangten, kann man sich ausmalen, was jede einzelne Seite dieser Werke für einen Wert hat. Soll man jetzt noch herausfinden, was richtig und was falsch ist? Warum soll man also solche Bücher lesen? Und was sagen sie aus? Richtig! In der Unmenge an Erklärungen wird jede Möglichkeit abgewürgt, als Laie nachfolgen zu können. Gegenteilige Schlussfolgerungen disqualifizieren somit alle beteiligten Werke, inklusive der Verständlichkeit der Bibel für „normale Menschen“. Der „normale Mensch“ versteht die Bibel zumindest in Teilen (überhaupt) nicht. Auf den heiligen Geist als Antwortgeber zu warten, ist mindestens genauso naiv, wie auf die Wahrheit durch Bestand zu pochen.
Die Bibel ist natürlich nicht nutzlos, aber „schwierig“
Man darf mich nicht falsch verstehen, die alten Schriften (Altes Testament), die Apokryphen, die Evangelien und die Lehrbriefe (Neues Testament) enthalten schon einiges, was zur Erkenntnisgewinnung zu Gᴏᴛᴛ hin beitragen kann. So ist aber die Gefahr übermäßig groß, dass man dem äußerst Zweifelhaften darin auch Glauben schenkt, weil dieser nun einmal schmeichelhafter ist als die nackte und vor Gᴏᴛᴛ demütigende Wahrheit in der Nachfolge Jesu. Was das ist, muss jeder für sich herausfinden.
Die Bibel ist eine Sammlung menschlicher Regungen …
Eine Menge Bischöfe, die zum Großteil leider sehr westlich geprägt waren, haben (irgend)eine Fassung einer Bibel zusammengestellt (kanonisiert), wohl auch zusammenstellen müssen, weil es bis dahin mehrere und teils sehr unterschiedliche Versionen der heiligen Schrift als Ganzes gab. Was während dieses „Findungsprozesses“ wirklich eine Rolle spielte, es war schließlich auch ein Kaiser anwesend, kann niemand sagen. Ob es allerdings rein geistliche Aspekte waren, ist mehr als zweifelhaft. Ab dem frühen vierten Jahrhundert gab es deshalb einen Kanon der Bibel. Welch eine Errungenschaft der römischen (westlichen) Kirche.
… mit Streitpotenzial bis in die Unglaubwürdigkeit hinein
Oder doch nicht? Denn selbst in der heutigen Zeit gibt es nicht nur verschiedene Ausgaben mit den unter Umständen gleichen Textpassagen in gegensätzlicher Übersetzung; es sind heute mehrere Versionen der Bibel in Umlauf, je nachdem, von welcher Konfession man ausgeht. Ist der eine nun auf dem Holzweg und der andere macht alles richtig? Oder umgekehrt? Ist das denn tatsächlich alles Gᴏᴛᴛᴇs Wort, wenn nach menschlichem Gutdünken das Wort Gᴏᴛᴛᴇs einmal für wichtig und dann wieder für unwichtig eingestuft wird? Widerspricht der eine Bischof dann nicht dem anderen? Ist des einen Glaube anders als des anderen oder nur besser oder was sonst? Nein, das Ergebnis ist einfach nur schrecklich und absolut unglaubwürdig.
Das Machtwort der Obrigkeit
Von dem bei diesem Konzil anwesenden Kaiser Konstantin I, einem selbstverständlich rein weltlichen Kaiser eines gigantischen Römischen Reiches, welches ganze Völker unterjochte, Millionen von Menschen versklavte und hunderttausende Menschen auf brutalste Weise hinrichtete, kann man genauso selbstverständlich nicht erwarten, dass dieser bei der Durchsetzung wichtigster Fragen der Bibel allein mit Blick auf Gᴏᴛᴛ vorgeht. Wie groß war der Einfluss solch eines Menschen auf die Kirche, wenn er zu jener Zeit der mächtigste Mann der westlichen Welt war? Was kann dann die Bibel sein, wenn nicht ein auf kaiserlichen Druck manipuliertes Sammelsurium von Schriften mysteriöser Herkunft und nahezu völlig unbekannter Urheber?
So sind unter der Führung eines weltlichen Kaisers während des Konzils zu Nicäa die ersten Lehrentscheidungen der christlichen Gesamtkirche zu einem Kanon geworden, mit dem Ergebnis, dass sich ab diesem Ereignis der Glaube an Gᴏᴛᴛ lediglich auf beschriebenes Papier beschränkte.
Denn es geht der Welt doch nicht um Glauben
Es sollte jedem einleuchten, dass die zutiefst gottlose Welt einzig nur deshalb auf Gᴏᴛᴛ zurückgreift, damit die Durchsetzung von höchst persönlichen Interessen erreicht wird, auch wenn Offizielle das gern anders darstellen. Das Vermächtnis Jesu wurde schon immer dafür missbraucht und es wird auch weiterhin missbraucht werden. Deshalb lobt nicht nur die Kirche, sondern auch die Welt die Bibel als einen eindrucksvollen Leitfaden für alle Menschen, damit sie weiterhin den weltlichen Interessen freudestrahlend folgen. Da haben ein paar richtige Gedanken, selbst wenn sie aus der Bibel stammen, keinerlei Chance.